«The magic happens
outside of your comfort zone» Barbara Jäggi

Healing to Human

Februar 17th, 2024

Ich bin seit 30 Jahren unterwegs mit schamanischer Heilarbeit. Diese „Arbeit“ war mir immer zutiefst wichtig. Im letzten Jahr sind sehr alte Traumata an die Oberfläche gekommen, die mich aufgefordert haben, tiefe Transformation zu erleben. Dies nicht mit schamanischen Werkzeugen, sondern mit NARM. Wie ich bereits erwähnt habe, ist NARM dieser missing link – ein Puzzleteil, das nun vieles schliesst und rund macht. So hat sich auch meine Sicht auf spirituelle Weltbilder sehr verändert. Zu Beginn machte es mir grosse Angst, diese inneren Bilder loszulassen, weil ich sehr damit identifiziert war. Spirituelle Sinnsuche kann auch aus dem Leben hinaus bewegen. Es kann eine Sackgasse sein. Immer mehr weg vom Kontakt mit den Menschen. Eine Art Flucht. In heile Welten.

Ich wusst schon immer, dass Visionsreisen zum Beispiel, wie ich sie 10 Jahre lang in Marokko in der Wüste durchführte, die Suche nach einem höheren Traum darstellen. Wo möchte ich hinwachsen? Wohin bringt mich mein Wunsch nach Ganzwerdung? Das ist in sich gut. Doch mit dem höheren Traum kommt immer auch die Schlaufe zum tiefen Traum. Dort wo die Schattenarbeit erst beginnt. Was ist es nämlich, was uns daran hindert, diesen hohen Traum zu leben?

Es sind genau diese alten traumatischen Erlebnisse, die uns abschneiden von unseren wahren Bedürfnissen, von unserer Wut, von unserer Trauer und manchmal von unserer Freude.

Spirituelle Sinnsuche kann auch eine Art Flucht werden, wenn wir uns nicht auch diesen verdrängten Gefühlen und unserer Hinwendung zu unserem Körper annehmen.

Für mich zeigt sich mehr und mehr: wenn ich mit all meinen Gefühlen, meinen Gedanken und meinem Körper in Verbindung bin, werde ich ganz. Dann kann ein neues Bewusstsein wachsen.

Und wenn jemand da ist und dir gegenüber ist und dich hört und dich sieht. Nämlich da, wo du einmal alleine warst und dir ganz viele Strategien suchen musstest, um zu überleben. Und das ist weit verbreiteter als wir vielleicht annehmen. Mit dem Lehrgang NARM/Neuro.Re lerne ich neue Instrumente der Heilung dazu.

So beginne ich langsam die schamanischen Werzeuge wieder in meine Hand zu nehmen. Doch sie fühlen sich anders an.

Beschscheidener irgendwie. Mensch werden im besten Sinne ist mein Wunsch.

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Erdfrequenz

Januar 29th, 2024

Neulich erzählte mir eine Frau begeistert von ihrem Gerät der 3 D-Schumann-Platte, die ihr helfe, wieder in die Urschwingung der Erde zu kommen. Alle Tiere hätten diese Urfrequenz von 7,83 Hz, die auch der Schwingung um den Erdmantel entspreche. Es handle sich um bestimmte elektromagnetische Wellen in einer bestimmten konstanten Frequenz um die Erde. Auch unser Hirn sei im Zustand der Alpha-und Thetawellen sehr ähnlich schwingend. Durch die diversen Störfelder durch technische Geräte und Urbanität seien in uns diese ursprünglichen Erdschwingungen gestört. Ich wage hier hinzuzufügen, dass es auch unser gestörter Lebensstil ist, ja sogar tiefer liegende seelische Unterbrechungen zu unserer eigenen Natur.

Dieses Schumann-Gerät ist sehr teuer. Und viele Menschen, die Stressfaktoren unterworfen sind, sind vermutlich sehr empfänglich für solche Anschaffungen.

Das interessierte mich, aber nicht dieses Gerät, sondern vielmehr die Frage, ob wir Menschen nicht alles in uns zur Verfügung haben, wenn wir die Absicht darauf richten. So durfte ich kurz darauf eine besondere Erfahrung machen in einer schamanischen Reise, als sehr viele Waldtiere aller Art sich eng um mich scharten. Ich spürte sie alle wie mein eigener Körper. Und nun wurde mein Körpersystem sehr ruhig und entspannt.

Es fühlte sich nach 7,83 Hz an:-)

Nun: um sich zu regulieren ist die Natur wohl immer noch die beste Medizin. Dort können wir die Schwingungen wieder empfangen, so wie wir eigentlich gedacht sind mit unserer inneren Natur.

Und wenn die Störungen tiefer greifen und eine Regulation schwierig machen, hilft NARM. Eine nachhaltige tiefgreifende Hilfe zur Selbstregulation. Das ist eine Arbeit in welcher sich dein Nervensystem nachhaltig regulieren kann. Wo Gespräche und der blosse Wille nicht hinkommen, kann NARM mit den Signalen aus dem autonomen Nervensystem arbeiten. Alte Verhaltensmuster, Beziehungsmuster die meist unbewusst aus der Kindheit in die Gegenwart hinein wirken, können so nachhaltig gelöst werden.

Meiner Meinung nach wird das Thema Regulation uns noch etwas länger beschäftigen:-)

pic by Barbara Jäggi/ unvollendet…

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Frieden finden

November 25th, 2022

In dieser intensiven Leermond-Zeit
Aus den alten Paradigmen der Trennung von uns selber heraus schlüpfen wie aus alten Kleidern.
Sie bilden das Kollektiv unseres Schmerzkörpers aus alten Geschichten, die wir so gerne immer wieder neu inszenieren.Sie besetzen unsere Gedanken, unsere Gefühle und unseren Körper.Jetzt ist die Zeit!Jetzt ist die Zeit uns daran zu erinnern, dass wir Lichtwesen sind,Dass wir in uns eine helle Fackel tragen, unsere Gnade.
Frieden finden mit dem Alten.
Alles sein lassen wie es war.Und vorwärts gehen.
Mit jedem Schritt offenbart sich der neue Weg unter unseren Füssen.
Frieden in uns finden ist eine Entscheidung.
Auf keiner Seite zu stehen, denn an unserem ureigenen Platz.
Das zu sagen, was in uns ist. Und das zu tun, was in Bewegung kommen will.
Frieden finden ist eine Entscheidung aus der tiefsten Quelle des Seins.

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Träume mit der Natur.

Sie ist dein Spiegel und gibt dir Zeichen für deine innere Natur.

Wir sind Natur. Sie ist unsere Quelle.

Wir können uns für die Weisheit der Natur öffnen. Sie kann das in dir offenbaren, was dich von deiner Natürlichkeit abschneidet.

Die Spaltung, die wir meistens in unserer Aussenwelt sehen mit unsrem Alltagsblick, spiegelt dir deine innere Spaltung. Dort wo deine Begrenzungen sind, die nicht deinem tieferen Seelenplan entsprechen.

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Die dunkle Göttin, sei es die Aisha der Gnawas, die mitten in der Nacht erscheint, oder sei es Kali, die Göttin des Todes, der Zerstörung und der Auferstehung – oder Shakti – die Sheela na Gig in Irland und England. Sie alle führen uns zur dunklen Muttergöttin zurück. Sie erinnern uns an die tiefe Ehrfurcht vor dem Leben.
Gerade in Zeiten des Umbruchs werden Angst, die existenzielle Sicherheit zu verlieren an die kollektive Oberfläche geschwemmt. Angst und Scham verhindern, sich dem Lebendigen hinzuwenden.
Es entstehen Risse in unseren erbauten Mauern. Hier zeigt sich die Verletzbarkeit. Wir tun das nie freiwillig.
Die dunkle Göttin in ihrer tiefen dunklen Schosskraft nimmt nicht nur neues Leben auf. Sie ist auch Zerstörerin. Sie ist das Chaos schlechthin.
Doch das Lebendige ist immer auch Chaos. Sonst erkranken wir. Im Chaos werden wir unsicher, irritiert, und wir werden mit unserer Verwundbarkeit konfrontiert. Mit unserer Scham, die uns niedrig hält. Ganzheit ist das Licht und den Schatten anzunehmen.

Wer sich in Zeiten der Krise ausschliesslich dem Licht zuwendet, spaltet das Leben und betreibt emotionale Ausschaffung, statt sich des Verletzten anzunehmen. Spirituelle Arbeit ist auch Schattenarbeit.
So wie einst Inanna 7 Tore in die Unterwelt durchschreiten musste, um ihren Sohn und Geliebten Dumuzi zurück zu holen, musste sie allen Schmuck, ihre Krone und ihre Kleider ablegen. Sie musste sich demütigen lassen. 3 Tage und 3 Nächte blieb sie in der Unterwelt. Dann durfte Dumuzi wieder auferstehen und die Erde begann wieder zu grünen und die Mütter konnten wieder gebären.
All diese Mythen sind schöpferische Metaphern der tiefen inneren Wandlung.
In diesem Abstieg hinunter in den dunklen Schoss, lassen wir die Masken der Angst und der Scham hinter uns. Es heisst die Kontrolle zu verlieren und das Hässliche in sich zu erkennen und anzunehmen. Es ist Rohmaterial. Es ist ein Sturm der Dunkelheit. Tiefes Donnergrollen. Hier hat Anpassung keinen Raum. Die Masken des sozialen Lächelns haben wir schon vor dem Abstieg abgelegt. In einer Kultur der Abspaltung und Vereinzelung sind wir die Einladung, bei uns zu sein. Und das Abgetrennte, Abgespaltene anzunehmen. Bedingungslos.
Bis wir vorstossen können zu diesem inneren Glühen im Schoss. Es ist unser einzigartiges Glühen. Erst dann öffnen sich die Tore zum Licht und der Aufstieg kann beginnen.

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Das Ahinnenschiff

Mai 12th, 2022

Die Frau nimmt ihr Ruder selbst in die Hand. Sie ist nicht allein. Ihre Ahninnen fahren mit und stärken ihr den Rücken für ihr Handeln. Sie sehen mit Weisheit die Aufgaben der Frauen vor sich und wissen um die Kraft der weiblichen Taten. Die Frau in der Mitte hält das Ruder und gibt ihre Kraft hinein, die aus ihren Entscheidungen heraus gewachsen ist. Die junge Frau hat die Amazonenkraft und ist wild und mutig.

Wenn die Frau ihre männliche Kraft in sich wahrnimmt, kann sie mit Entschlossenheit ihre Aufgaben angehen. Sie allein steuert ihr Schiff. Sie scheut sich nicht, die Ufer immer wieder hinter sich zu lassen, um sich dem Fluss des Lebendigen hinzuwenden. Sie ist gereift und macht alles mit einer stetigen Entschlossenheit.
She walks her talk.

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Die singende Gebär-Mutter

Februar 18th, 2022

Tief in den Schoss der Mutter Erde steige ich hinab. In diesem dunklen Schossraum träumen wir unsere Schätze. Im Frauenkreis des Zyklus zur Mutterwunde haben wir gesehen, wie tief noch die Verletzungen der Frauen verborgen waren, auch durch die Linien unserer Ahninnen. Sie haben einst das Urweibliche in uns verletzt. Wir haben in die Kammern der Seelenverträge geschaut und unsere Schwüre und Eide erkannt, die wir mit dieser tief sitzenden Verletzung gesprochen haben – Strategien um weiter zu leben.
Nachdem wir sie transformiert haben in ein neues Versprechen an uns selber, das uns nährt und unsere Gnade wieder freilegt, träumen wir unsere Schätze. Unsere wahren Schätze.

Hier in diesem Schoss der Urmutter unterstützen uns die Medizinfrauen, die trotz ihrer massiven Verletzungen ihr altes Wissen um die Medizin wach gehalten haben. Und gemeinsam träumen wir unsere urweibliche Kraft. Unsere Gebär-Mütter beginnen zu summen und zu schwingen. Die Stimmen, die sich erheben aus den einst stummen Schreien, strömen aus unserem Schoss heraus. Unsere Schosskraft singt und erfüllt den Schossraum von Mutter Erde.
Dieser gemeinsame Gesang schwillt an zu einem einzigartigen Schwingungsgeflecht.
Es ist auch die Kraft der Baubo, die einst die Demeter erheiterte mit obszönen Witzen, als diese in Trauer um ihre Tochter war. Die Schosskraft kommt unverschämt daher.Die Scham lassen wir hinter uns. Sie hat uns über viele Jahrhunderte niedrig gehalten.
Die Schuld, die einst im Garten Eden auf die Frauen gelegt wurde, wird erlöst.
So haben wir in uns den Paradiesgarten wieder gefunden. Der Ort, in welchem alles noch mit allem verbunden ist. Jenseits unserer Mutterwunde.Wir beginnen neu zu träumen und summen uns in eine kraftvolle Zukunft hinein.
Und nicht zuletzt freuen sich auch die Männer darüber, wenn die Frauen wieder aus ihrer Schosskraft singen und sprechen.
PS: der nächste Zyklus zur Mutterwunde beginnt im August www.lamuna.ch

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Traum

Januar 17th, 2022

Es ist ein Traum, und dennoch keiner.
Träume sind tiefer liegende Wirklichkeitswelten, die uns von Zeit zu Zeit besuchen und uns daran erinnern, dass auch sie ein Teil unserer Wirklichkeit sind. Oder noch mehr.Schamanen sagen, dass ein grosser Traum uns innewohnt, der mehr ist als unser Alltagstraum.
Diesen Traum pirschen wir an in unserem Traumkreis. Immer wieder reisen wir an diese Schwelle zwischen Alltagstraum und Nachttraum mit der Absicht, dass diese beiden sonst eher getrennten Welten miteinander zu verschmelzen beginnen.

Mich erfasst närrische Weisheit. Heyoka ruft und will gelebt werden.Da wo alles für unser Verständnis verdreht erscheint, macht der Heyoka eine neue Ordnung.Mit Trompeten und Fanfaren ziehe ich mit meiner Gruppe an einen wüstenähnlichen Ort, abseits der Zivilisation. Inmitten dieser Einöde steht eine Burg, die vollkommen umwachsen ist von Efeu. Nur wer ein Narr im Herzen ist, erhält Einlass in diese Burg. Das ist der Schlüssel zum Eintritt. Wie von selbst öffnet sich das schwere Tor.
Darin herrscht ein Gewimmel an närrischen Wesen, die da jonglieren, Salti drehen, springen, lachen. Da ist auch ein Magier. Er öffnet seine Faust und aus seinen Fingern flackert Feuer. Staunend wie ein Kind frage ich ihn, wie er das vollbringt.
«Es gelingt, wenn du an deine Magie glaubst» sagt er.
Ich weiss nicht, welches meine Magie ist, doch ich ahne, dass ich sie in mir trage.
Dann geht mein Blick zu einem Akrobaten, der unmögliche Verdrehungen und Verrenkungen vollzieht. Ich frage ihn, wie er das schafft.
«Ich glaube nicht an die Grenzen der Anderen».
Oha.
Dann gehe ich zu einer vollbusigen Operndiva. Sie trällert in den höchsten Tönen, um mit ihrer Stimme mäandrierend in die Tiefen ihrer Seele zu stossen. Auch sie frage ich, wie sie das Wunderbare vollbringt.
« Ich kenne jeden noch so kleinen Raum in meinem Körper und lasse ihn vibrieren».
Das ist Kunst.
Dann ziehen wir eine Treppe hinauf zu einem Turmzimmer. Von da aus schauen wir aus dem Fenster auf die Welt hinunter. Ich kann alles sehen von hier aus.
Alles was die Erde bevölkert. Schlachten mit Soldaten, die sich bekämpfen und sich niedermetzeln.Die grauenvollsten Taten kann ich sehen, doch erstaunlicherweise entbehren sie jeglicher Bewertung. In mir ist alles gleich. Auch das Schöne. Mein Blick schweift selbst zu unseren politischen Oberhäuptern. Auch sie sind neutral in meinem Herzen. Nackt erscheinen sie.
Und ich höre mich sagen: «Der Kaiser trägt ja gar keine Kleider.»
Eine völlig neue Sichtweise erfasst mich, die allen Menschen gleich begegnen kann.
Den Schönen und den Grauenvollen. Sie ermöglichen mir, leicht zu werden. So als könnte ich über all dies hinwegtanzen und mich frei bewegen. Ich kann mit diesem unschuldigen und närrischen Blick überall hingehen. Die einst gesetzten Grenzen heben sich hier auf.Die Närrin sagt alles, was sie sieht, ohne ihm eine Wertung zu schenken. Das macht sie frei.

All das, was mich zuvor angesichts der Begrenzungen und Beschneidungen in grosse Befangenheit gebracht hat, löst sich hier an diesem Ort auf.Alte Vorstellungen erscheinen in einem neuen Licht. So entschwinden in meinem Traum die alten Geschichten von Kriegen und Missetaten. Alles ist miteinander verwoben. So ist es letztlich einzig meine innere Sichtweise, die etwas verändern kann.

Solche Erfahrungen bleiben nicht zurück; sie kommen mit mir in die Alltagswirklichkeit und schwingen wie ein unsichtbarer Zauberstab ins Leben hinein. Hier finde ich die Magie.In dieser Magie gibt es keine Spaltung mehr.

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Butoh

Januar 3rd, 2022

„Du hast die Nacht mir zum Leben verkündet- mich zum Menschen gemacht – zehre mit Geisterglut meinen Leib, dass ich luftig mit dir inniger mich mische und dann ewig die Brautnacht währt“
Novalis

Die alten Formen verlassen. Das Bekannte verlassen.
Aber was heisst das eigentlich? Ich höre mich immer wieder vom Neuland reden. Dem Neuen. Das klingt verheissungsvoll. Doch was bedeutet es ins seiner Tiefe auch für mich?

Es ist wie ein Butoh-Tanz. In totaler Langsamkeit tanze ich alles, was in mir ist. Immer vorbehaltloser. Immer bedingungsloser.Es braucht von mir meinen Mut und meine Hingabe. Meine Bereitschaft wirklich loszulassen. In der Zukunft wartet die innere Freiheit auf mich.Ich weiss, viele spirituelle Sichtweisen wollen ins Licht.Auch ich.Doch da ist ein tiefe Ahnung. Es geht zuerst zurück zum Schlamm, zum Chaos, zum Zulassen der Irritation und der Unsicherheit.

Ein Paradigmawechsel führt zuerst zum Zusammenbruch der bestehenden Strukturen und das macht Angst. Doch ob wir es wollen oder nicht: Vertrauen wachst in uns, wenn wir uns bedingungslos uns selber anvertrauen.
Diese Schatten in mir immer wieder bedingungslos annehmen. Und in diesem Annehmen überwindet sich langsam diese Dualität von Licht und Schatten.Denn alles ist in uns. Die Leiden der Flüchtlinge und ihre Heimatlosigkeit – und meine eigene, die Leiden der Täter und der Opfer. Der Herabgewürdigten, der Heraufbeschworenen. Die Ausgegrenzten und die Insider. Für mich geht der Weg dahin. So ruft mich die Dunkelheit, wenn alle ans Licht wollen. Längst habe ich erkannt, dass sie eine Quelle ist. Ich sehe viele Blicke sich zum Himmel wenden, betend und verzückt. Doch nicht nur im Hellen ist das Schöne. Wir tragen so viele Schatten in uns aus unseren Geschichten, wagen es nicht da hinzuschauen. Wir tragen auch das Kollektiv in uns. Und in unserem Körper. Selbst aus alten Zeiten jenseits unserer jetzigen Existenz. Auch dies offenbart seine Schönheit.Diese alten Geister ans Licht zu lassen und zu entlassen gehört zu meinem Tanz. Hier zeichnet er Bewegungen, die kreisförmig sich zum Himmel wenden, um in einer nächsten Bewegung einen Sinkflug zu vollziehen zur Erde. Bis zum Schlamm. Zum Urschlamm. Und mit diesem Tanz heben sich Licht und Dunkelheit langsam auf. Das mag jetzt vielleicht schön klingen. Aber das ist es nicht. Im Wesentlichen kommt da auch der Schmerz hoch, der schreit. Die alte Verletzung. Doch eben noch im Schmerz, erhebt sich der Tanz und es wird leicht. In diesem Tanz heben sich auch alte Bewertungen auf von richtig oder falsch. Im Urschlamm ist alles gleich. Es gibt kein Halten mehr, es gibt nur noch Bewegung.Und das Neuland kennen wir noch nicht, es ist noch nicht vertraut. Doch im Sich-Vertrautmachen des Unbekannten, entstehen Schritte, die letztlich eine Spur ziehen. Und irgendwann, kannst du die Spuren lesen.Ich bin eine Schülerin, die gerade lernt.Ich lerne jetzt den Butoh-Tanz.

Bild: Contre-Jour Photography, 2014

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Tempelschlaf der Isis

Dezember 31st, 2021

Der Tempelschlaf ist ein alter heiliger Ritus, der zurückgeht über die Orakelweisheit der Pythia in Griechenland und darüber hinaus zum ägyptischen Tempel der Isis. Auch wenn heute nur Fragmente davon vorhanden sind, so können wir uns mit den Quellen uralten Wissens verbinden. Alles alte Wissen ist da, wenn wir unser Bewusstsein dahin lenken. Die Reisen gehen nicht mehr nach aussen, wo wir tausende von Kilometern zurücklegen, um die Orte der heiligen Riten zu erfahren. Die Reise geht nach Innen.

Im Tempelschlaf bleiben wir bewusst eine Nacht lang an der Schwelle zwischen Wach- und Traumzustand. Dort an dieser Schwelle gelangen tiefere Seinsschichten an die Oberfläche, die uns mit Heilkraft berühren.So steige ich in den Tempel der Isis. Kurz davor noch berührt mich flüchtig die Angst. Wage ich es, mich ganz von den Anhaftungen aller Konzepte zu lösen, die mir bisher Struktur gaben, auch wenn sie noch so verrückt zu sein schienen? Doch dann verschlingt mich die Dunkelheit und ich befinde mich im Tempel der Dunkelheit.

Hier herrscht die totale Stille. Ein dunkles Ruhen ohne jegliche Bewegung. Jeder Moment dehnt sich zur Ewigkeit aus. Hier entkommt keine noch so kleine Bewegung aus Gedanken, Gefühlen oder Taten.Ich sehe nichts in dieser Dunkelheit, und dennoch sehe ich alles.

Die weisse Pythia, die Schlange aus dem Tempel der Orakelweisheit durchdringt mich und windet sich in meinem Körper nach oben. An diesem Ort ist keine Angst.So berührt mich auch die Göttin Isis. Sie ist mächtig und gross.Doch ihre Macht ist das reine Dasein, die ungeteilte Aufmerksamkeit zu allem.
Es ist die Kraft des Nichtwissens und dennoch ist sie allwissend.
Sie bewirkt oder manipuliert nichts. Sie greift nicht ein, wo es nicht bereit ist zum Handeln.
So verweile ich still ruhend in der Dunkelheit in diesem Zustand, wo ich einen Hauch an Ewigkeit erahne. Es ist der Tempel des Urweiblichen. Es ist, als gäbe es noch nichts auf der Welt. Keinen männlichen Samen, der etwas befruchtet. In diesen Tempel finden keine Männer. Oder nur die Furchtlosen und Sanften. Die meisten Männer fürchten diesen urweiblichen Ort. Hier entzieht sich die Kontrolle darüber. Es ist auch die uralte Verletzung der Frauen, die abgeschnitten wurden von der Weisheit ihres dunklen Schosses. Ich beginne zu verstehen, dass dies Angst macht. Denn die Weisheit aus dem dunklen Schoss kann nicht kontrolliert werden. Sie steigt auf aus dem Unbekannten, aus dem Nichtwissen. Und doch ist es Medizin. Weil sie nicht anhaftet an einem heilerischen Ego. Der Verstand ist hier nicht anwesend.

Auch die Gnawas in Marokko kennen diese urweibliche Kraft des dunklen Schosses. Es ist die Aisha. Männer wie Frauen fürchten sie. Dennoch hat die Aisha einen festen Platz in ihren Heilritualen. Damals vor etwa 10 Jahren, als ich an den Heil- und Tranceritualen bei den Gnawas teilgenommen habe, wurde mir die Kraft der Aisha ans Herz gelegt. Damals habe ich sie getanzt zu den ohrenbetäubenden Klängen der Quarqabas und der Gembri. Als ich im Taumel des Tanzes nach hinten fiel, wurde ich sanft aufgefangen von den RitualhüterInnen. Die wahre Kraft der Aisha beginne ich erst jetzt langsam zu begreifen.

Nach einer langen Nacht erhebe ich mich und verlasse den Tempel. Draussen ist es noch dunkel, doch zeigt sich sanft das erste Erscheinen des Lichts. Langsam warte ich, bis es hell wird. Hier ist kein Schatten.
Verstehen tue ich es nicht. Wir sind es so gewohnt, alles verstehen zu wollen. Doch damit wollen wir das Erfahrene bereits wieder festhalten. Das Neuland, das wir beschreiten ist noch entfernt vom Verstehen. Es heisst für mich, diese Energie des Neuen anzunehmen.
Schritt für Schritt. Dann vielleicht kann ich zurückschauen und die gemachten Spuren lesen, die entstanden sind.

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