«The magic happens
outside of your comfort zone» Barbara Jäggi

Schwellengespräche 4

Dezember 24th, 2016

Im heiligen Raum der geweihten Rauhnacht:
„Kommt! Heute ist heilig Abend!“ rufe ich allen Dreien zu –  der Angst, der Sorge und dem Kritiker.
Heute scheinen sie mir etwas anders als zuvor. Kann es sein, dass ein festlicher Glanz sie umgibt?
Inmitten des grenzenlosen Raums leuchtet ein Licht. Es ist ein ganz besonderes Licht.
Eines wie ich es noch nie gesehen habe. Es hat ein Leuchten, als würde es zugleich alle Schatten in sich aufnehmen; so eine Tiefe hat das Licht.
Wir alle vier schauen staunend auf diese leuchtende Mitte und wir nähern uns dem Licht.

„Kennt ihr den Caravaggio, den Maler?“ frage ich in die Runde.
Kopfschütteln.
„Ist eh egal, der hat auch das Licht so kunstvoll eingefangen in seinen Bildern.“ meine ich.
Die andern bleiben still. Es gibt ja nicht mehr zu sagen, es macht uns alle andächtig still.
Feierlich gerührt stehen wir da.
Da gesellen sich nun auch die Versagerin und die Verzweiflung hinzu. Der Kreis wird grösser.
Und die Königin der Nacht – herself – kommt in unseren Kreis.
Wir halten uns an den Armen. Arm in Arm stehen wir um das neue Licht und halten es wie eine Schale.
Von aussen scheint das Licht durch die Zwischenräume – goldig warm.
So als bildeten wir zusammen eine einst zerbrochene Schale, die nun sich neu zusammenfügt.
Die Japaner flicken zerbrochene Schalen mit Gold zusammen und geben einer solchen Schale einen viel grösseren Wert,
als die Schale zuvor hatte.
Und dann erklingt ein Lied von Leonard Cohen:
„Und alles ist brüchig, doch da scheint das Licht hindurch…“

Frohe Weihnachten!

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