«The magic happens
outside of your comfort zone» Barbara Jäggi

Traumkörper

September 4th, 2021

Es ist eine Zeit, in welcher es immer schwieriger wird, die tieferen Gefühle auszugrenzen und mit lange zuvor angeeigneten Schutzmechanismen zu kompensieren. Es scheint, als ob das Unterste nach oben gekehrt wird. Unsere Alptäume, die wir bisher so gekonnt verdrängen konnten, drängen an die Oberfläche. Oft erschienen sie uns im Aussen als Dämonen. In Wahrheit sind es unsere eigenen.

In unserem Traumkreis wenden wir uns unserem Traumkörper zu.
Was träumt der Körper täglich mit, wenn wir unseren Alltag leben? Er ist unser Tempel, der die Seele beherbergt. Was verdrängen wir so gekonnt, und lassen es dennoch in dieses Gefäss ein?
Wir folgen unseren Körpersymptomen und horchen auf ihre Sprache, folgen bedingungslos seinen Zeichen und lassen uns führen von ihnen. Wir lassen bewusst die Impulse zu, die wir im Alltag so gerne überhören. Und erkennen, wie sehr wir mit unseren Gedanken die Kontrolle behalten wollen, um unseren inneren Dämonen auszuweichen.
Wir sind ein Frauenkreis. Und jede begibt sich in dieses Land, wo die Seele zu sprechen beginnt. Ich halte mit meiner Trommel das Feld und sehe uns Frauen nackt um ein riesiges Feuer tanzen. Es ist ein wilder Tanz. Schreie, die so lange zurückgehalten wurden, dürfen hier herausbrechen. Wilde ungestüme Bewegungen entfesseln den Körper. Die Seelen tanzen sich im Feuer frei. Lilith ist hier unsichtbar anwesend und unterstützt uns dabei.
Hier in diesem heiligen Raum wirkt Ver-rücktheit, die Vieles wieder in eine innere Ordnung bringt. Das was die Norm zu korrigieren und kontrollieren versucht, wird im Feuer verzehrt.

Und dann, wenn alles Holz verbrannt ist, bleibt eine glühende Schale. Sie wandelt sich in eine Glut-Blume, die ihre Glutfäden wie Blütenblätter entfaltet. Und hierin sind wir Frauen in einertiefen Gelöstheit eingebettet. Ein Gefühl der Verbundenheit über dieses gemeinsame Erleben und Wirken der Frauenkraft. Das Universum schaut zu.

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Das Nichts

August 12th, 2021

Wie kreieren wir unsere Alltagswirklichkeit – jeden Tag immer wieder neu? Welcher tief in uns wohnende Mythos liegt ihr zugrunde? Was spricht verborgen aus unseren Handlungen und unseren Worten?
Sind es die strahlenden Visionen oder eben auch die Schmerzen oder die alten Wunden?Unsere Wunden sind auch unsere Medizin. Denn sie treiben uns eben auch zu unglaublich kreativen Handlungen an. Sie sind es, die uns auf den Weg gehen lassen auf unserer Heldinnenreise. In jeder mythischen Geschichte und in jedem Märchenliegt ein Wandlungsmoment, in welcher sich die Heldin ihren Herausforderungen stellt und ihre Ängste überwindet. Und meistens sind da auch helfende und unsichtbare Kräfte. Und die Heldin geht geläutert daraus hervor.

Ich sehe in das unsichtbare Feld der Träumerinnen in unserem Traumkreis, wovon auch ich mich als Teil sehe.Die Grosse Spinnerin webt um unseren Kreis helle Lichtfäden und hüllt uns ein. Es fühlt sich ein wenig wie die leuchtenden Synapsen an, die neue Verbindungen schliessen. Aus diesen Fäden gestaltet sich nach und nach eine Lichtblume. Doch ich erkenne, dieses Licht kommt aus einem unendlich dunklen und weiten Raum. Wie ein kleines wunderbares Lichtblumenschiff, das sich wie die Lotosblüte aus dem dunklen Urschlamm empor rankt.
Es wird mir klar: wir wissen nichts.
Aus diesem unendlich grossen Raum von Nichts steigen wir mit unseren Seelen empor und bringen uns ans Licht. Die tiefe Erfahrung liegt darin, dass wir zwar meinen, viel zu wissen – selbst über Spiritualität. Doch im Grunde wissen wir nichts. Das wird immer mehr mein Mantra zu meinem spirituellen Wirken.
Der Glaube verabschiedet sich, die Hoffnung auch und macht immer mehr einem einfachen Sein Platz, das zulässt, dass wir nicht wissen. Denn selbst am Glauben und in der Hoffnung halten wir fest. Das ist meine Medizin. Im einfachen und dennoch wirksamen Sein lassen wir alles zu und entfernen uns immer mehr von den Bewertungen, die wir in die Welt setzen. Ich weiss, diesen Raum des Seins zu halten, erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Denn immer wieder schieben sich im Alltag die moralischen wie bewertenden Kräfte hinein.
So wird denn für mich der Alltag zur Heldinnenreise, der ich mich immer wieder zu stellen habe. Ich suche immer wieder den Rückzug und dort lasse ich die Bewertungen und die Moral ziehen. Schwebe in meiner Lichtblume sanft im Raum des Nichtwissens.

Das Wissen hat uns in der Vergangenheit zu Kopfwesen gemacht, die immer weniger mit der Natur des Herzens verbunden sind. Es hat Eliten und Hierarchien geschaffen. Es hat die Welt in Bessere und Wenigerbessere geteilt. Das ist die wahre Trennung, die der gesellschaftlichen Trennung zu Grunde liegt, die aktuell im Kollektiv wirkt.
Das Nichtwissen, die Unsicherheit und die Verletzbarkeit zuzulassen scheint unsere Medizin zu sein. Dahin geht meine Vision vom Neuland.

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Worin – Wohin – Woraus

August 4th, 2021

Bist du müde vom Kampf, die Welt zu retten oder gar von der Revolution, um eine neue Welt zu kreieren?
Wenn du möchtest, setz dich erst mal zu mir ans Feuer und höre dem Knistern der Feuers zu. Am Feuer hat man sich schon immer Geschichten erzählt. Sie wurden weitererzählt und weitergetragen. Von Herz zu Herz und von Geist zu Geist.
Doch welche Geschichten waren es, die erzählt wurden? Durch so viele über Jahrtausende erzählte Geschichten über Kriege und wie wir uns hindurch gerettet haben. Durch so viele Geschichten der Angst und der Trennung. Oder natürlich waren da auch immer diese nährenden Erzählstränge, die das Herz weiten und dir Medizin sind. An welche Geschichten dockst du an? An die unzähligen Aufreihungen der Kriege, die die Erde bevölkert haben und die in dicken Geschichtsbüchern stehen? Oder an die Geschichten der Weisen, die über die Liebe erzählen, die dir deine momentanen Wunden lindern?
Bist du eine Heldin, die sich im Kampf gegen die Dämonen stellt?Oder bist du spielerische Närrin, die über dem Seil tanzt?
Welche Geschichten findest du in dir, wenn du ehrlich in dich hineinschaust?
Meine Erfahrung zeigt, dass du an noch so vielen Visionssuchen teilnehmen kannst, dir noch so viele schöne Visionen erträumen kannst, doch du wirst sie dich ihnen nie wirklich annähern, wenn du nicht auch deine tiefen Träume in deinen dunklen Seelenkammern begegnest. Dort liegt dein wahrer Schmerz verborgen.
Dem Schmerz kann man letztlich nicht ausweichen. Sonst sehen wir ihn tausendfach im Aussen und er droht uns zu erdrücken. Oder er manifestiert sich in deinem Körper und dein Körper wird schmerzen.
Möchtest du wirklich wirklich zu dir selber finden?
Dann ist da nicht nur die Sonne, die hell in dir erstrahlen will. Da ist auch die dunkle Seite der Mondin, die ergründet werden will. Beide zusammen begleiten dich auf deinem Weg.
Willst du die Welt retten? Dann rette zunächst deine Seele.
Wenn du Weltschmerz erfährst, dann ist es nicht nur dein Schmerz.
Willst du sie bekämpfen, um Macht, Geldgier zu besiegen? Dann erkenne zunächst deinen inneren Kampf.
Willst du sie mit deinem Glauben bekehren? Dann glaube zuerst an dich selber. Finde deine eigenen Worte deiner innersten Wahrheit, anstelle von schon so oft zitierten und wiederholten Weisheitssprüchen. Sie sind nicht unwahr, aber fühlst du sie auch tief in dir?
Willst du für den Weltfrieden beten? Dann bitte zuerst darum, dir inneren Frieden zu erlauben. Und dies, sei dir gewiss, ist vermutlich das Schwierigste. Dein inneres Ringen, deine Zweifel, deinen inneren Kampf um Anerkennung, um Liebe, um Wertschätzung.
Willst du eine Revolution entfachen, damit endlich dieser Kampf aufhört? Dann schau und horche noch einmal tief in dich hinein und gibt dir ein Stelldichein mit deiner Seele. Finde tief in dir deinen wahren Schmerz und erhebe ihn ans Licht. Dann machst du anstelle von Revolution eine Evolution.
Umarme dich selber mit all deinen Unzulänglichkeiten, deinem Weltschmerz, deinem Kampf, deiner Angst. Denn, wenn du es selber nicht tust, wer tut es dann?Wenn du dir selber deine Anerkennung nicht gibst für dich, wer tut es dann?
Wenn du dich selber nicht bedingungslos liebst ,wer tut es dann? Dann werden wir zu jenen, die stets nach Anerkennung und Liebe lechzen. Aber das bist nie du selber.
Wahre Transformation bedeutet, die Vision anzugehen und ebenso in den dunklen Brunnen zu steigen.
Ich schaue mit dir in diesen Brunnen hinab, wenn du möchtest. Ich helfe dir, die verstrickten Fäden zu lösen. Ich unterstütze dich, deine tiefer liegenden Wunden zu erkennen und helfe dir, deine wahre Medizin zu finden. Ich sitze mit dir am Feuer und gemeinsam werden wir neue Geschichten finden, die deine Seele nähren.

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Die Weisheit der Pappel

Juli 22nd, 2021

«Jeder Baum hat einen Untergrund, eine ursprüngliche Form seiner selbst. In der Erde beherbergt der ehrwürdige Baum einen «verborgenen Baum, gebildet aus lebendigen Wurzeln, die immerzu aus unsichtbaren Wassern trinken. Aus diesen Wurzeln treibt die verborgene Seele des Baums Kraft nach oben, damit seiner wahre, wunderbare , weise Natur über dem Boden zur Entfaltung kommt und gedeiht.»

Aus «Der Tanz der Grossen Göttin» von Clarissa Pinkola Estés

Clarissa Pinkola Estés spricht über das Wesen der Pyramidenpappel.

Eine riesige Pyramidenpappel steht mächtig und in sich ruhend vor mir. Sie zeigt mir ihre faltige und furchige Haut, die mich fasziniert und mit mir spricht. Ich gleite mit meinem Blick den faltigen Geschichten entlang. Sie erzählen mir von ihrem bewegten und verworrenen Beginn. Nach oben hin werden ihre Linien immer gleichmässiger und ruhiger.

So gleite ich gleichzeitig meinen inneren Lebensgeschichten und deren Falten entlang.

Es ist als spiegle mir die Pappel meine eigene Geschichte. Sie spricht versöhnlich zu mir.

Die verworrenen und unruhigen Geschichten, haben sie letztlich zu dem gemacht, was sie jetzt in ihrem weisen Alter ausmacht. Ein lebendiges Flechtwerk ihrer selbst, das vielen Stürmen getrotzt hat, was sie nicht aufgehalten hat, stetig weiter zu wachsen, ihrer Bestimmung entgegen.

Ineinandergewundene Geschichten, die auch von Wunden erzählen. Doch irgendwie waren diese Geschichten eben einfach Geschichten, die auf ihrer Haut geschrieben stehen –  ohne Wertung.

Es ist genau dies, was mich so berührt: wir können Verletzungen in unserer Lebensgeschichte erlebt haben, gleiten mit unserem Blick vom Stamm her hinauf diesen  entlang Furchen hoch, und erkennen unsere eigenen gewundenen Lebensgeschichten darin.

Doch der Baum spricht und sagt, es ist alles gut so. Da ist nichts, was es zu beklagen gibt.
Es war so wie es war. Und hierin spüre ich eine tiefe Weisheit des Baumes, der gerade in diesem Moment so zu mir spricht.

Es gibt nichts zu beklagen, nichts gerade zu stellen. Da passiert Versöhnung mit den eigenen Geschichten und deren Verletzungen. Wie weise die Natur doch ist.
Wie schön doch diese alte Haut ist in ihrer ganzen Würde!
Das Alter birgt hierin eine Schönheit in sich, die unvergleichbar sind!

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Mein zweites Buch ist nun da!

Das vorliegende Buch eröffnet eine Sicht, wie im Unsichtbaren Phänomene des Kollektivs wirken. Es ist ein Weckruf, aus den alten Mustern der Angst und Isolation herauszufinden, die sich subtil durch alle Ebenen der Gesellschaft ziehen. Dieser Wandel ist global und fordert uns heraus, Klarheit über sich zu gewinnen – eine Rückbesinnung auf unsere persönliche Natur.

Ihre Vision weist auf ein Neuland hin, das getragen ist von einem Vertrauen in sich selber und in die Essenz seiner Fähigkeiten. Die Einladung geht hin zur Leichtigkeit im Leben, mit Flügeln wie aus Sternenstaub in ein noch neues und unbekanntes Land zu gleiten.

Dies beflügelt ein neues Verständnis für ein würdevolles Miteinander.

Das Buch kann direkt bei mir bezogen werden oder über epubli.de mit der ISBN-Nummer: 9783754142134

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Der Seelengarten

Juli 1st, 2021

In meinem Seelengarten hat Vieles nebeneinander Platz. Es ist ein scheinbar ungeordnetes Durcheinander – sagen einige Gartenspezialisten.

Doch er ist genauso, wie ich ihn mir erträumt habe. Eine bunte Vielfalt nebeneinander, in welcher sich niemand bekämpft um den besseren Platz. Die einen Pflanzen kommen nicht dort, wo ich ihnen den Platz angewiesen habe. Sie wissen selber, wo es ihnen besser gefällt.
Einige Mächtige werden im Zaum gehalten – richtig so.

Ihr Anblick nährt mich und es scheint so, als ob auch meine Pflanzen durch meine Aufmerksamkeit genährt werden, als erblühe er auch ein wenig dank meiner Aufmerksamkeit. Die Liebe potenziert sich im Miteinander.

Er ist klein, aber fein. Immer mehr wird er zum Spiegel meines Kosmos. Einige Schnecken tun sich gut an Kohlblättern, aber nur an einem, so als würden sie es bewusst machen, um mir die anderen zu überlassen.

Immer mehr gelange ich mit meinem Gärtchen ins Sein.

Das ist ja einfacher gesagt, als getan. Denn wahres Sein bedingt, dass ich die anderen auch sein lasse. Es erfordert meine ganze Präsenz, denn manchmal muss ich schon klarstellen und Distanz nehmen. Es gibt sie halt dennoch, diese Herausforderungen. Allzugerne möchten diejenigen, die im Kampf sind, mich auch dort haben. Alleine kann man ja nicht gut kämpfen. Es braucht ein Gegenüber.

Da wird es wichtig, einen Schritt zurück zu tun. Manchmal nur einen Inneren.

Im Sein zu bleiben, heisst auch mit der Langeweile klar zu kommen. Es gibt dann da nichts mehr zu meckern. Nichts mehr besser zu wissen. Den Hut der Anerkennung abgelegt. Die Angst, nicht gesehen zu werden auch.

So ein bisschen nichts werden.

Doch eben genau hier, aus dieser Quelle der Stille und des Seins entspringen neue Ideen, neue Impulse. Hieraus begegne ich neuen Menschen, die mein Herz öffnen. Alles geschieht wie von selber.

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Vollmondimpression

Mai 28th, 2021

„Rose, oh reiner Widerspruch,
Lust, Niemandes Schlaf zu sein
Unter so viel Lidern“
Rilke

Wie inmitten der äusseren Unruhe die innige Ruhe finden?
Das Blütenmeer des Bärlauchs im Wald spricht zu mir und stimmt mich sanft. Mein Blick schweift über das sanfte wellende Gelände. Ein Hineinfallen in mich selber bis in die tiefe Dunkelheit meines Schosses.
Bis an den Rand….Hier halte ich inne und verweile. Dort verweile ich mit meinem Auge des Bewusstseins und schaue ins Dunkel. Bis ich erkenne, dass ich selbst ein kleines Atom von Bewusstsein bin inmitten des kosmischen Auges, das ins Licht des Nichts schaut. Ich tauche ein in dieses Licht, werde Licht, um hier eine duftende Damaszener-Rose zu empfangen. In mir erblüht sie. Mein Herz weitet sich und verströmt den Herzensduft.

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Transformation

Mai 5th, 2021

Tiefe Transformation

Aus den Träumen ist meine Materie.
Sie sind genauso real wie das Material.
Ich lasse sie aufsteigen und Raum einnehmen. So weben sie sich ins lebendige Geflecht meines Lebens hinein.

Wenn ich damit zu gestalten beginne, wird der Traum mehr und mehr lebendig. Gestaltend wird Transformation möglich.

Es ist mein Traum von der Verletzbarkeit. Das Rehkitz in meinen Armen, in meinem Schoss.
So werde ich mir meiner Verwundbarkeit bewusst. Denn auch sie gehört zu mir. Sie will ihren Platz einnehmen.

Die vorletzte Nacht fand ich einen erfüllten Sternenhimmel vor. Noch nie hatte ich den Himmel so wahrgenommen. Jede Leere zwischen den Sternen war dicht gefüllt aus kleinsten Sternen, weit entfernt aus anderen Galaxien.
Nicht einmal in der Wüste wurde mir eine solche Erfahrung zuteil.

Aus dem leeren Raum entsteht jeder neue Stern.

Und wie ich so in den Himmel glarte, fiel eine Sternschnuppe den Himmel hinauf. Ich kam nicht mehr dazu, mir einen Wunsch auszudenken, denn im nächsten Moment durchbrach ein lauter, dumpfer Knall  die Nachtstille.
Wie aus  den tiefen Schichten der Erde. Und so schienen in einem Moment Himmel und Erde zusammenfallen.

Als würde Lilith aus der Dunkelheit des Erdschosses emporsteigen. Auch sie fordert derzeit ihren Platz wieder einnehmen zu können.
Sie tut es grad mit Getöse in mir. Sie lässt mich die alten Kontrollorgane verlieren und greift tief hinunter in mein Becken. Eine Explosion auch in mir.

«Ja,» sagt sie, «genau hieraus entspringt meine Kraft! Aus dem Becken.» Es gibt kein Zurückhalten mehr. Immense Kraft wird in mir frei, die alle meine alten Gedankenkontrollmuster wegsprengt. Da ist nur noch der gegenwärtige Moment, aus dem alles entspringt – kein Davor und kein Danach.

Und so sind Verwundbarkeit und Lilithkraft gleichermassen in mir.

Denn ohne das Bewusstsein für die Verwundbarkeit kann ich meine Grenzen nicht wahrnehmen. Meine Verwundbarkeit zeigt mir, wo ich innehalten soll. Lilith kann gut damit leben. Denn sie weiss, wenn jemand diese Grenze zum subtilen, weichen und numinosen Raum nicht respektiert, knallt sie mit der Peitsche.

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Lilith

Mai 1st, 2021

«Mein wilder Geist ist meine tiefste Wahrheit, mein größter Ausdruck und meine höchste Liebe. Er lässt sich nicht eindämmen. Er widersetzt sich Regeln und Erklärungen und der Logik. Ich umarme meinen ungezähmten Geist und entfessle ihn in eine Welt, die dazu bestimmt ist, mit Freude und Liebe und Lachen erfüllt zu werden. Ich spüre den Wind in meinen Haaren, hebe meinen Blick zum Himmel, hebe meine Arme und lade den Donner ein. Ich erinnere mich daran, wie großartig es sich anfühlt, ausgesetzt und wild lebendig zu sein.»

  • Adrienne Enns übersetzt aus dem Englischen
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Verwundbarkeit

April 6th, 2021

Das schamanische Zerstückelungsritual ist aus dem tradierten Wissensstrang der Schamanen. Sie bilden einen wesentlichen Teil der schamanischen Ausbildung.Schamane oder Schamanin werden ist nicht eine Ausbildung, die nach 3 Jahren mit einem Diplom versehen wird. Es ist ein Lebens-Weg und es ist Berufung.In den frühen Jahren meines schamanischen Weges vor rund 25 Jahren habe ich einige Zerstückelungsrituale erfahren. Es waren die Spirits, die mich dahin geführt haben.Im Tiefsten geht es um das Ablegen der Angst – der Angst vor dem Tod. Diese Schwelle muss die Schamanin überschreiten, um Menschen zu helfen. Die Schamanin geht ohne Angst in das Feld der Verletzungen, der Abspaltungen der Seelenanteile. Sie begleitet selbst Menschen über die Schwelle in die andere Dimension.Sie weiss, sie hat es nicht in der Hand, einen Menschen zu retten vor dem Tod. Aber sie kann dem Menschen helfen, seiner Bestimmung zu folgen.

Darum ist es wesentlich und essenziell, dass eine Schamanin nicht aus egoistischen Bedürfnissen heraus andere Menschen begleitet. Sie weiss nie, worin die Lösung liegt.Sie übergibt die Energien an die kosmische Ordnung. Nach vielen Jahren habe ich mich noch einmal bewusst diesem Zerstückelungsprozess hingegeben. Wohin geht es? Wie geht es weiter? Was bindet mich noch an alte Muster der Verletzung oder Verstrickung? Was hindert mich als Frau daran, wirklich meiner Bestimmung zu folgen?

Wir sind zwei Frauen, die sich diesem Ritual hingeben mit unserer Frage nach unserer Essenz.Meine Gefährtin hat eine arabische Berbertrommel. Kaum, dass sie erklingt, macht meine Wahrnehmung einen Sprung in die Wüste. Ich kenne die Wüste seit vielen Jahren. Sie hat mich in die Einfachheit geführt. In dieser Szenerie sitzen wir in der Wüste um ein Feuer herum und wir sitzen im Dunkeln unter dem klaren Sternenhimmel.Dann setzen sich Wüstenfrauen um das Feuer und wir bilden gemeinsam einen Kreis der Frauen. Sie sind alle verhüllt, auch ihr Gesicht ist verhüllt. Doch das, was wahrzunehmen ist unter dieser Verschleierung ist eine geballte Ladung an Kraft. Ich kann erkennen, dass diese Frauen gelernt haben, aus dem Hintergrund heraus ihr wahres Licht zu verbergen. Doch ich spüre ihre geballte Faust darunter, die mir auch Angst macht.Die Trommeln schlagen immer intensiver. Die Frauen schreien ihren Frauenruf in die Nacht hinaus. Dieser hohe, frenetische Ruf.

In mir kommt etwas in Bewegung. Meine Haut ist mir zu eng geworden. Das alte Hautgewand will abgestreift werden. Die kosmische Schlange erwacht in mir und schlängelnd bringt sie meinen ganzen Körper in eine schlängelnde Bewegung. Ein sich hinauswinden aus dem alten Seelenkostüm. Ein Winden und Drehen, das immer intensiver wird. Die Frauen schreien abermals. Die Trommeln schlagen immer intensiver. Es gibt kein Zurück mehr.Dann plötzlich zerspringt die alte Haut. Alles zerberstet in kleinste Teile. Eine gewaltige Kraft wird frei in mir; Feuerfunken und Licht. Und dann erkenne ich mein Licht. Tränen strömen mir aus den Augen. So viel Licht und so viel Energie, und es ist MEINE!
Das ist meine Essenz. Ich erkenne, wie lange mein Weg bis dahin war, all die alten Verletzungen der Frauen abzustreifen, die in mir aus vielen Generationen noch wirkten.So viel Anpassungen und eben auch Verhüllungen, die mich krank gemacht haben. Mich immer wieder geschwächt hatten. Doch mein Körper hat mir gezeigt, dass er es nicht mehr vermag, die alten Anpassungen aufrecht zu erhalten; sei es für Beziehungen, sei es für eine Arbeit. Da ist kein «ich schaffe das schon noch» oder ein «ich halte durch» mehr über meine Grenzen hinaus.Nun spüre ich nur noch dieses Licht und diese Power in mir.

Ich schaue nun in die Runde zu den Frauen. Sie sind nun alle nackt vor dem Feuer.Erneut laufen mir die Tränen herunter, denn ich weiss, dass es die Verletzlichkeit der Frau ist, die keinen Platz hatte. Die Frau als das «schwache» Geschlecht. Es ist unsere Verwundbarkeit, die eben auch unsere Stärke ausmacht. Und ich spüre, dahin geht der Weg, diese Verletzlichkeit wieder zu zeigen. Dort können wir unsere wahren Grenzen erkennen und für sie einstehen. Wir brauchen keine Verhüllungen mehr – Corona mit der kollektiven Verhüllung durch Masken bringt auch dies an die Oberfläche.Keine Rüstungen mehr und keine geballten Fäuste unter der Verhüllung.Es ist unser blosses Sein und Wirken als Frau. Das ist unsere Natur.

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